Australien, 2014

Der Uluru – kulturelle Bedeutung versus Tourismus

Während der Vorbereitung auf unsere große Neuseeland- und Australienreise Anfang nächsten Jahres stießen wir auf einen Artikel, der das Verbot der Uluru-Besteigung ab 2019 ankündigt. Auch wenn das Rote Zentrum dieses Mal nicht Teil unserer Reiseroute ist, möchten wir dies doch zum Anlass nehmen, die Gratwanderung zwischen der Achtung der kulturellen Bedeutung und der touristischen Nutzung etwas genauer zu betrachten.

Der Uluru

Wer an Australien denkt, hat meist sofort ein Bild im Kopf: den imposanten roten Berg. Jeder kennt ihn unter seinem englischen Namen Ayers Rock, den er 1873 von seinem europäischen Entdecker William Gosse erhalten hat. Nur wenige kennen seinen ursprünglichen Namen Uluru, wie er von den Aborigines seit mehreren 10.000 Jahren benannt wird und den er seit 1993 auch wieder offiziell neben dem englischen Namen trägt.

Der Uluru ist ein etwa 3 km langer und bis zu 2 km breiter Inselberg im Zentrum Australiens. Mit einer absoluten Höhe von 863 m ragt er 348 m über die ihn umgebende Dünenlandschaft Zentralaustraliens empor. Obwohl der Uluru lange als Monolith betrachtet wurde, konnte mittlerweile bewiesen werden, dass er zu einem zusammenhängenden Gebirgssystem mit dem ca. 40 km entfernten Berg Kata Tjuta gehört. Ihren Ursprung haben beide Berge vor ca. 900 Mio. Jahren, als sich in Zentralaustralien das Amadeusbecken – eine weitläufige Vertiefung – befand. Hier sammelten sich Sedimente aus der Verwitterung umliegender Gesteine, aus denen im weiteren Verlauf der Sandstein entstand, der noch heute das Gebirgssystem bildet. Durch die Petermann-Orogenese vor 550 bis 530 Mio. Jahren und die spätere Alice-Springs-Orogenese vor 400 bis 300 Mio. Jahren hob sich das Material tektonisch an. Durch Lockermaterialien waren Uluru und Kata Tjuta aber noch miteinander verbunden. Erst Wind- und Wassererosion führten vor 65 Mio. Jahren zu der oberflächlichen Trennung der beiden Berge, wodurch der heutige Eindruck eines Monolithen entstand.

Kulturelle Bedeutung

Gerade dieses besondere Erscheinungsbild hat dem Uluru schon früh eine besondere kulturelle Bedeutung zukommen lassen. Seit ca. 10.000 Jahren ist die Region rund um den Uluru vom Aborigine Stamm der Anangu bewohnt. 30.000 Jahre alte Felsmalereien zeugen aber davon, dass der Uluru schon viel früher eine große Bedeutung hatte. Noch heute haben die Höhlen, Spalten und Wasserstellen spirituelle Bedeutung und es werden heilige Zeremonien abgehalten. Verschiedene Mythen der Traumzeit ranken sich um diesen besonderen Berg. Nach dem Schöpfungsmythos der Aborigines ist der Uluru entstanden, als die Regenbogenschlange sich tief unter der Erde aufrichtete und einen Stein an die Oberfläche hob. Seitdem kreuzen sich hier viele verschiedene Traumpfade, die die heiligen Stätten in ganz Australien miteinander verbinden. Weitere Legenden sprechen davon, dass es am Uluru zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Kuniya und Liru Kämpfern kam. Aus Abscheu über das sinnlose Blutvergießen bildete die Erde daraufhin den blutroten Felsen. Szenen der Begegnung und des Kampfes zeigen sich heute noch in den Felsmalereien, die die verschiedenen Mythen widergeben, sowie in den natürlichen Formen und Färbungen des Berges.

Touristische Nutzung

Das besondere Erscheinungsbild des imposanten Berges führte aber auch schnell zu dessen touristischer Erschließung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Teile des heutigen Nationalparks zu einem Reservat für Aborigines. In den 1940er Jahren wurde das Rote Zentrum erschlossen und fortan kamen Touristen an diesen besonderen Ort. 1950 wurde der Ayers Rock zum Nationalpark erklärt und 1958 gemeinsam mit Mt. Olga (Kata Tjuta) aus dem Reservat ausgegliedert. Erst mit dem Aboriginal Land Rights Act vom 16. Dezember 1976 erhielten die Aborigines wieder Landrechte im Northern Territory. Es dauerte aber noch bis ins Jahr 1985 bis auch die heiligen Stätten Uluru und Kata Tjuta wieder den Anangu zugesprochen wurden. Am 26. Oktober wurde die Eigentumsurkunde den Anangu durch Generalgouverneur Sir Ninian Stephens übergeben. Die touristische Nutzung wurde dadurch jedoch nicht eingeschränkt, da nur Minuten später das Land für 99 Jahre an den Australian Parks and Wildlife Service verpachtet wurde. Seither bildet sich der Verwaltungsrat des Parkes aus Anangu und Weißen.

1987 wurde der Nationalpark in die Unesco Liste der Weltnaturerbe aufgenommen. 1994 wurde er zudem zum Weltkulturerbe ernannt und ist somit der zweite Park weltweit der als Weltnatur- und Weltkulturerbe ausgezeichnet ist.

Das von den Anangu betriebene Cultural Centre bildet heute den Kern des Parks. Hier wird vielfältig über die Bedeutung und Geschichte des Berges informiert. Auf verschiedenen Wanderungen können Uluru und Kata Tjuta erkundet werden. Außerdem führt im Westen ein extra für Touristen angelegter Klettersteig auf den Uluru.

Die so starke touristische Erschließung eines kulturell so bedeutenden Ortes muss zwangsläufig zu Interessenkonflikten führen. In der Vergangenheit wurden die Belange der Ureinwohner lange Zeit ignoriert. Heute wird versucht den Tourismus am Uluru in Einklang mit der kulturellen Bedeutung zu bringen. So sind in dieser Region einige Plätze mit besonderer spiritueller Bedeutung tabu und dürfen von Touristen nicht betreten werden. An anderen Plätzen ist das Fotografieren verboten. Wer Steine o.Ä. aus dem Park als Souvenir entwendet, muss mit hohen Strafen rechnen.

Ein besonderer Konflikt ergibt sich jedoch durch die mögliche Besteigung des Berges, die selbst bei den Anangu nur wenigen Personen mit besonderer spiritueller Bedeutung gestattet ist. Somit wird ein Besteigen des Ulurus durch Touristen von den Anangu missbilligt und darum gebeten, dies zu unterlassen. Schließlich würde in der westlichen Welt wohl kaum jemand auf die Idee kommen, das Abseilen vom Petersdom als Touristenattraktion anzubieten. Während unserer Australienreise 2014 haben wir daher bewusst auf dieses Erlebnis verzichtet.

Im Oktober 2017 wurde vom Nationalpark Management beschlossen, die Besteigung ab dem 26. Oktober 2019 nicht mehr zu gestatten. Ein Beschluss, den wir persönlich sehr begrüßen. Gleichzeitig hoffen wir, dass dieser auch langfristig umgesetzt wird.

Quellen:
Australien Department of the Environment and Energy (Letzter Zugriff: 07.11.2017)
Parks Australia (Letzter Zugriff: 07.11.2017)

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