Datensicherheit auf Reisen: Tipps zur Vermeidung von Datenverlust

Die Themen Datensicherheit, Datenverlust und Datensicherung (Backup) sind äußerst unbeliebt und die Notwendigkeit, sich damit zu beschäftigen, wird gern verdrängt oder in den Hintergrund geschoben. Das Vertrauen in die Technik ist inzwischen hoch und das Worst-Case-Szenario scheint weit entfernt. Ein fataler Fehler, wie sich oftmals zeigt.

Vorgeschichte

Rückblende: Nach unserer 5-wöchigen Neuseelandreise verbrachten wir noch einige Zeit in Westaustralien. Unsere Speicherkarten waren von den Eindrücken und Erlebnissen der vergangenen Wochen gut gefüllt als eines Abends der Super-GAU drohte. Beim Sichern der Speicherkarte wurde deren Inhalt plötzlich unlesbar. Die letzte Sicherung war schon einige Tage her und beim Gedanken, welche Bilder womöglich unwiederbringlich verloren gegangen sein könnten, veränderte sich meine Gesichtsfarbe zu kreideweiß. Nachdem wir uns etwas besonnen hatten, begannen wir mit der Bestandsaufnahme. Glücklicherweise verwenden wir grundsätzlich mehrere Speicherkarten im zyklischen Wechsel, sodass sich der Schaden begrenzen ließ. Außerdem waren die vergangenen Sicherungen erfolgreich durchgelaufen, sodass auch hierdurch der Schaden weiter begrenzt werden konnte. Dennoch gab es Bilder, die vermutlich für immer verloren waren…

Diese Anekdote zeigt, dass es jeden einmal treffen kann. Meist passiert es dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Es ist also nicht die Frage ob, sondern viel mehr wann es passiert. Umso wichtiger ist es, sich vorher mit dem Thema zu befassen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, die das Risiko minimieren und die Auswirkungen so gering wie möglich halten. Die Datensicherheit sollte daher oberste Priorität haben.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Datensicherheit von Bild- und Videodateien. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns mit dem Schutz der Daten vor deren Verlust durch technische Defekte (Hardwaredefekte) und unüberlegtes Handeln (menschliches Versagen). Unsere Tipps zeigen Maßnahmen, die Datensicherheit bestmöglich zu gewährleisten und den Datenverlust zu minimieren. Wir stellen unterschiedliche Strategien zur Erhöhung der Datensicherheit vor, die sich auf unseren Reisen bewährt haben. Sollte es dennoch zum Datenverlust kommen, zeigen wir Möglichkeiten, verloren gegangene Daten wiederherzustellen.

Australien, 2018

Greens Pool

Wahl der Speicherkarte

Speicherkarten gibt es wie Sand am Meer, was die Wahl der richtigen Karte nicht gerade erleichtert. Aus diesem Grund geben wir zunächst einen kurzen Überblick über die grundlegenden Eigenschaften von Speicherkarten. Wir verzichten an dieser Stelle bewusst auf technische Details, da dies am Thema vorbeigehen würde. Grundsätzlich können Speicherkarten nach den folgenden Kriterien unterschieden werden:

Allgemeines zu Speicherkarten

Formfaktor: Der Formfaktor beschreibt den Typ der Speicherkarte und hängt vom Kartenslot der verwendeten Kamera ab. Der verbreitetste Typ ist momentan Secure Digital (SD) sowie dessen Weiterentwicklungen SDHC und SDXC bzw. microSD, microSDHC und microSDXC.

Größe: Die Größe der Speicherkarte gibt die Speichergröße in Gigabyte (GB) an. Welche Größe die richtige ist, hängt vom Einsatzbereich und der Länge der Reise ab. Wer viele Zeitraffer oder Videos aufnimmt, wählt lieber eine Nummer größer. Bei den momentanen Preisen fällt die Wahl für die nächst größere Karte nicht schwer. Warum wir dennoch kleinere Karten bevorzugen, erläutern wir später.

Geschwindigkeit: Die Geschwindigkeit gibt an, wie schnell die Daten auf die Karte geschrieben und wie schnell diese gelesen werden. Interessant ist hier vor allem die Schreibgeschwindigkeit. Insbesondere in der Sport- und Wildlife-Fotografie sowie beim Filmen sind möglichst schnelle Karten zu bevorzugen.

Wichtige Überlegungen

Aufgrund des günstigen Preises lässt man sich leicht zum Kauf großer Speicherkarten verleiten. Das ist für bestimmte Anwendungszwecke auch ratsam, jedoch birgt es für alle anderen die Gefahr im wahrsten Sinne „alles auf eine Karte zu setzen“. Wer für seine sechswöchige Reise nach Neuseeland nur eine einzige Speicherkarte mitnimmt, darf sich nicht ärgern, wenn diese eine Karte defekt ist, verloren gegangen ist oder gar geklaut wurde. In diesem Fall sind alle bis dahin gemachten Fotos unwiederbringlich verloren. Der Worst Case eines jeden Fotografen.

Wir selbst verwenden zum Fotografieren meist Speicherkarten mit einer Größe von 32 GB. Allerdings nehmen wir auf jede Reise immer eine Hand voll Speicherkarten mit und tauschen diese nach dem Rotationsprinzip (siehe weiter unten) aus. Geht eine Karte kaputt oder verloren, sind nicht gleich alle Fotos eines Urlaubsabschnitts weg sondern nur ein kleiner Teil.

Der Markt ist voll von Speicherkarten unterschiedlicher Hersteller. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft seine Speicherkarten am besten bei einem der renomierten Hersteller. Diese bieten oftmals eine sehr lange Garantie (teilweise sogar lebenslang) und tauschen die Karten bei Defekten aus.

Wir raten dringend davon ab, gebrauchte oder aufbereitete Karten zu kaufen. Bei einer gebrauchten Karte weißt du nie, wie oft diese benutzt und wie mit dieser umgegangen wurde. Bei den derzeitigen Preisen für Speicherkarten stellt sich die Frage nach einer gebrauchten Karte kaum.

Aufgrund der Tatsache, dass die Lese- und Schreibzyklen bei Speicherkarten begrenzt sind, sollten diese nicht ewig verwendet werden. Wer kein Risiko eingehen will, sollte die Karten alle 3 bis 4 Jahre austauschen und durch neue ersetzen. Bei starkem Gebrauch sollte der Austausch früher, bei weniger starkem Gebrauch kann dieser später stattfinden.

Australien, 2018

Torndirrup NP: Jimmy Newhills Harbour

Tipps zur Erhöhung der Datensicherheit: Speicherkarten richtig verwenden

Mindestens so wichtig wie die Wahl der Speicherkarte ist deren ordnungsgemäße Verwendung. Die korrekte Verwendung erhöht die Datensicherheit maßgeblich und minimiert den drohenden Datenverlust. Die folgenden Tipps zeigen präventive Maßnahmen auf und sollen dabei helfen, den eigenen Umgang evtl. noch einmal zu überdenken.

  1. Transportiere Speicherkarten stets in einem Case und nicht lose in der Jacken- oder Hosentasche. Die Kontakte könnten sonst beschädigt und die Karte unlesbar werden.
  2. Formatiere die Speicherkarte vor jeder Reise ausschließlich in der Kamera. Das funktioniert schnell, einfach und zuverlässig.
  3. Entferne die Speicherkarte erst dann aus der Kamera, wenn der Schreibprozess beendet ist. Andernfalls kann die Karte beschädigt werden. Der Schreibprozess wird meist durch eine leuchtende LED angezeigt. Erlischt die LED, ist der Schreibprozess beendet. Dauert der Schreibprozess deutlich länger als fünf Sekunden, empfehlen wir, die Karte zu ersetzen und nicht mehr zu verwenden.
  4. Entferne defekte Speicherkarten umgehend aus der Kamera und versuche die darauf befindlichen Daten baldmöglichst zu sichern.
  5. Sorge dafür, dass der Kamera-Akku bei eingelegter Speicherkarte nicht vollständig entladen ist. Die Speicherkarte könnte auf diese Weise beschädigt werden.
  6. Beschrifte deine Speicherkarten mit deiner Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. So hast du bei einem Verlust zumindest eine Chance, dass dich der ehrliche Finder kontaktieren kann.

Backup auf Reisen

Insbesondere auf längeren Reisen oder Exkursionen spielt das Thema Datensicherung bzw. Backup eine besonders große Rolle. Zu groß wäre der Verlust von Bild- und Filmmaterial. Grundsätzlich kann dieses Risiko zwar nicht ausgeschlossen werden, jedoch sollte jeder motiviert sein, es weitestgehend zu minimieren. Mit welchem Aufwand dies geschehen soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nachfolgend zeigen wir einige Möglichkeiten auf, die das Risiko eines Datenverlust reduzieren.

  1. Mache tägliche Sicherungen von deiner Speicherkarte auf deinem Laptop, Tablet oder einer externen Festplatte.
  2. Lege ein zusätzliches Backup bei einem Onlinespeicherdienst in der Cloud an.
  3. Lösche die Fotos von der Speicherkarte erst nachdem du die Fotos zu Hause erfolgreich importiert und gesichert hast.
  4. Falls deine Kamera einen zweiten Kartenslot hat, verwende diesen als Backup. Die Kamera speichert dann alle Fotos doppelt. Du kannst für den „Backup“-Slot eine möglichst große Speicherkarte verwenden.
  5. Markiere volle Speicherkarten, um diese vor einer unbeabsichtigten Überschreibung zu schützen. Bei SD-Karten kannst du hierfür z.B. den Schalter auf „Lock“ bzw. „Nur-Lesen“ stellen.
  6. Nutze das Rotationsprinzip. Verwende nicht eine große Speicherkarte sondern mehrere kleinere. Nummeriere die Karten und tausche sie z.B. täglich aus. Bei einem Kartendefekt sind somit nicht alle Bilder eines Urlaubsabschnitts verloren sondern nur ein kleiner Teil. Je mehr Karten du verwendest desto geringer ist der Datenverlust falls eine Karte ausfällt.

Grundsätzlich muss ein Backup immer als zusätzliche Speicherung verstanden werden, die getrennt von den zu sichernden Daten (Quelldaten) aufbewahrt wird. Somit ist die Verwendung des zweiten Kartenslots zwar eine auf den ersten Blick sichere Alternative, schützt jedoch nicht vor dem Datenverlust durch Diebstahl oder Verlust der Kamera, da sowohl die Quelldaten als auch das  Backup am selben Ort, nämlich in der Kamera, liegen. Auf Reisen ist daher nach Möglichkeit ein zusätzliches Backup auf ein externes Medium (siehe Punkt 1 und 2) anzustreben. Einfach ausgedrückt heisst Backup „kopieren und behalten“.

Daten wiederherstellen

Tritt dennoch der Worst Case ein, gilt es zunächst Ruhe zu bewahren und nicht unüberlegt in Aktionismus zu verfallen. Die betroffene Speicherkarte (defekt oder ungewollt gelöscht/formatiert) solltest du sofort außer Betrieb nehmen und keinesfalls weiter verwenden. Betätige den Schreibschutz und versuche die Daten mit einem geeigneten Programm auf dem PC wieder herzustellen.

Wir haben gute Erfahrungen mit dem Programm EaseUS Data Recovery Wizard gemacht. Das Programm unterstützt eine Vielzahl von Bild- und Videoformaten und ist intuitiv zu bedienen. Die Wiederherstellung funktioniert erstaunlich schnell. Die kostenlose Version restauriert Dateien bis zu einer Gesamtgröße von 2 GB während die kostenpflichtige Variante kein Datenlimit besitzt.

Etwas langsamer in der Wiederherstellung und schwerfälliger in der Bedienung ist die Software Recuva. Die Wiederherstellung der Daten erfolgte aber ebenso zuverlässig und fehlerfrei.

Für schwerwiegende Defekte der Speicherkarte werden die genannten Tools vermutlich nicht ausreichen. Aber auch für diesen Fall, der hoffentlich nie eintritt, gibt es Dienstleister, die sich auf die Wiederherstellung von Daten spezialisiert haben. Ob man diesen nicht gerade preiswerten Weg geht, hängt natürlich sehr stark von dem Wert der verlorenen Daten ab.

Australien, 2018

Wave Rock bei Vollmond

Fazit

Der Verlust von Fotos und Videos ist wohl der Worst Case eines jeden Fotografen. Besonders ärgerlich ist es jedoch, wenn der Datenverlust auf Reisen passiert. Daher solltest du dich unbedingt mit dem Thema Datensicherheit beschäftigen und den eigenen Workflow noch einmal überdenken. Besteht kein Bedarf zur Optimierung? Umso besser, dann machst du schon jetzt alles richtig. Falls nicht, helfen dir vielleicht die genannten Tipps und Denkanstöße, um dich zukünftig vor dem Super-GAU zu bewahren. Wir wiederholen an dieser Stelle unsere These von oben: es ist nicht die Frage ob, sondern viel mehr wann es passiert. Und wenn es passiert, sollten die Auswirkungen durch entsprechende Maßnahmen auf ein Minimum beschränkt sein.

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Punkte zur Datensicherheit noch einmal für dich zusammengefasst:

  • Erstelle so oft wie möglich Sicherungen von deinen Speicherkarten.
  • Besorge dir mehrere Speicherkarten, sodass du diese nach dem Rotationsprinzip (z.B. täglich) tauschen kannst.
  • Kaufe Speicherkarten stets von renomierten Herstellern.
  • Formatiere deine Speicherkarten ausschließlich in der Kamera.
  • Tausche deine Speicherkarten nach spätestens 5 Jahren aus.
  • Schütze deine Speicherkarten vor Beschädigungen und transportiere sie in einem Case.
  • Entferne die Speicherkarte sofort aus der Kamera, wenn du einen Defekt bemerkst oder der Schreibprozess ungewöhnlich lange dauert.
  • Markiere volle Speicherkarten und schütze sie vor unbeabsichtigtem Formatieren.

Ach ja, und wie ging unsere Geschichte in Australien damals aus? Zunächst schienen tatsächlich einige Fotos verloren. Die betroffene Speicherkarte haben wir auf der Reise nicht mehr verwendet. Zu Hause konnten wir die betroffenen Fotos mit einem Wiederherstellungsprogramm fehlerfrei restaurieren. Die Geschichte hatte glücklicherweise ein gutes Ende. Unseren bisherigen Workflow haben wir daraufhin noch einmal auf den Prüfstand gestellt und optimiert.

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