Nordnorwegen im Winter – Tipps für eine Fotoreise

Nordnorwegen ist zu jeder Jahreszeit interessant und abwechslungsreich. Insbesondere für eine Fotoreise finde ich aber gerade den Winter besonders reizvoll. Tagsüber prägen schneebedeckte Berge, die zum Teil steil ins Meer abfallen, das Landschaftsbild. Abends beginnt am Himmel die Lichtshow und läd zu ausgedehnten Nordlichtbeobachtungen ein. Nordlichter (Aurora borealis) gehören sicher zu den beeindruckensten Naturschauspielen unserer Erde. Die Wahrscheinlichkeit, bei klarem Himmel die Aurora in Nordnorwegen zu sehen, ist aufgrund der nördlichen Lage sehr hoch. Einzige Voraussetzung: das Wetter muss mitspielen.

Nordnorwegen, Norwegen, Winter, Fotografie

Abendliche Stille nahe Kaldfjord
Nikon D750 + Tamron 15-30mm f/2.8 @ 18mm, ISO 100, 20s, f/8.0

Und so ging es Ende Januar wieder für eine Woche in den hohen Norden nach Tromsø in Nordnorwegen. Die Wettervorhersage ließ schon im Vorwege darauf schließen, dass es mit der Sichtung von Nordlichtern diesmal nicht leicht werden wird. Schon die Ankunft in Tromsø unterschied sich vom letzten Jahr deutlich. Die Temperaturen lagen knapp unter Null und waren damit rund 10 Grad höher als im vergangenen Jahr zur selben Zeit. Die Stimmung der winterlichen Arktis bei 69 Grad nördlicher Breite wollte sich beim Verlassen des Flughafengebäudes nicht so recht einstellen.

Für die ersten Tage war ein Sonne-Wolken-Mix angesagt, der mir ideales Fotowetter bescheren sollte. Allerdings muss man wissen, dass es Ende Januar nur knapp 5 Stunden Tageslicht zuzüglich Dämmerung gibt. Insgesamt also 8 Stunden Licht zum Fotografieren. Das ist nicht sehr viel aber ausreichend. Aufgrund der Tatsache, dass die Sonne zur Mittagszeit nur etwa 4-5 Grad über dem Horizont steht, sind die Lichtverhältnisse nahezu den ganzen Tag über ideal zum Fotografieren. Und so fuhr ich diverse Fotospots auf der Insel Kvaløya ab und ließ mich von dem arktischen Licht und der verschneiten Landschaft verzaubern.

Fotospots in der Nähe von Tromsø

Die Region um Tromsø bietet zahlreiche Fotolocations, die sich sowohl tagsüber als auch Nachts hervorragend eignen. Auch bei schlechtem und unbeständigem Wetter gibt es viele Möglichkeiten, diese Stimmung festzuhalten. Die Inseln Kvaløya und Senja bieten mit ihren vielen Buchten und steil ins Meer abfallenden Berghängen lohnende Fotomotive. Zwischen Tromsø und der schwedisch-finnischen Grenze erstrecken sich die Lyngenalpen. Ein Felsmassiv, das durch hohe Berge und enge Täler gezeichnet ist. Aber auch Tromsø selbst eignet sich gut für die eine oder andere Fototour.

6 Tipps zum Fotografieren in Nordnorwegen

Die langen Dämmerungszeiten gepaart mit dem wechselhaften Wetter sorgen gerade im Winter für tolle Farben und eindrucksvolle Landschaftsfotos. Das Wetter kann sich schnell ändern, sodass du auf alle Situationen vorbereitet sein musst. Nordnorwegen bietet verschiedenen Facetten der Fotografie. Von der Landschaftsfotografie über Wildlife-Fotografie bis hin zur spektakulären Nordlichtfotografie. Die Meisten werden sicher hauptsächlich wegen der Nordlichter nach Nordnorwegen reisen. Wer einmal das Glück hatte, Polarlichter zu beobachten, wird für immer in diesen unvergesslichen Bann gezogen sein. Aber auch tagsüber ist die Region sehens- und fotografierenswert und tröstet darüber hinweg, falls die nächtliche Jagd nach dem Nordlicht weniger erfolgreich war.

Nordnorwegen, Norwegen, 2019, Winter

Sonnenuntergang vor Kvaløya
Nikon D7000 + Sigma 18-35 f/1.8 @ 19mm, ISO 100, 118s, f/8.0

  1. Plane deine Fotospots sorgfältig im voraus. 8 Stunden Tageslicht inklusive Dämmerung sind nicht viel. Erst recht nicht, wenn man von langwierigen Anfahrten und schlechten Wetterverhältnissen ausgeht. Außerdem können für ein ausgedehntes Setup schnell 1-2 Stunden für ein Foto ins Land ziehen. Ich empfehle daher dringend, vorher eine priorisierte Auswahl von Fotospots aufzustellen und diese je nach Wetterverhältnissen abzufahren. Ansonsten verzettelt man sich schnell. Smartphone-Apps wie PlanIt! oder The Photographer’s Ephemeries vereinfachen die Planung.
  2. Weitwinkelobjektiv: Ein Muss für jeden Landschaftsfotografen, der in Nordnorwegen fotografieren möchte. Ich empfehle eine Brennweite um die 20mm für Vollformat. Ein Großteil meiner Fotos sind mit einer Brennweite zwischen 18mm und 20mm entstanden. Ein Bildstabilisator ist hilfreich aber nicht erforderlich.
  3. Stativ: Ein gutes und stabiles Stativ sollte dein ständiger Begleiter sein. Die oftmals diffusen Lichtverhältnisse erfordern auch tagsüber den Einsatz eines Stativs.
  4. Graufilter: Gerade die Westküste von Kvaløya eignet sich für stimmungsvolle Langzeitbelichtungen. Aber auch die Wasseroberfläche in den geschützen Buchten kann durch den Einsatz eines Graufilters glattgebügelt werden, sodass eine verschlafene Stimmung entsteht.
  5. Ersatzakkus: Bei tiefen Temperaturen entladen sich Akkus deutlich schneller. Aus diesem Grund solltest du immer einen oder mehrere geladeen Ersatzakkus dabei haben. Dies gilt insbesondere, wenn du spiegellose Kameras verwendest, die schon von Haus aus einen erhöhten Akkuverbrauch haben. Am Besten trägst du die Akkus körpernah in einer Jacken- oder Hosentasche.
  6. Powerbank und Autoladegerät: Falls dir auf einer Fototour doch mal der Strom ausgeht, kannst du mit einer Powerbank oder einem Autoladegerät deine Akkus wieder aufladen. Falls du mit dem Flugzeug anreist, beachte bitte die maximal zulässige Leistung von Powerbanks.

Nordnorwegen, Norwegen, Winter, Fotografie

Blick auf Grøtfjord
Nikon D750 + Tamron 15-30mm f/2.8 @ 18mm, ISO 200, 30s, f/7.1

10 Tipps für die Nordlichtfotografie

Wer in den hohen Norden reist, macht dies vermutlich in erster Linie für die Beobachtung von Nordlichtern. Die Nordlichtsaison beginnt Ende September und endet Ende März. In dieser Zeit ist es in Nordnorwegen vom frühen Nachmittag bis zum späten Morgen dunkel. Ideale Voraussetzungen, diese geheimnisvollen Leuchterscheinungen, die sicher zu den beeindruckensten Naturschauspielen unserer Erde gehören, zu beobachten. Unwirklich erscheint einem die Situation, wenn sich der Himmel plötzlich grün färbt und sich ein waberndes, leuchtendes Band über den Himmel legt. Für viele Naturbegeisterte ist es daher ein Traum, Nordlichter einmal selbst zu fotografieren. Die folgenden Tipps sollen dir den Einstieg erleichtern damit du unvergessliche Eindrücke auf deiner Speicherkarte mit nach Hause nehmen kannst.

  1. Beherrsche die Bedienung deiner Kamera. Das erste Nordlicht wird dich so überwältigen, dass du keine Zeit und Nerven hast, dich in die Bedienung deiner Kamera einzuarbeiten. Studiere die Funktionen deiner Kamera zu Hause und lerne, sie blind und mit Handschuhen zu bedienen.
  2. Plane für deine Reise mindestens eine Woche Aufenthalt ein. Das Wetter kann einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Bei einer Woche Aufenthalt erhöhst du die Wahrscheinlichkeit deutlich, Nordlicher zu sehen.
  3. Suche schon bei Tageslicht nach interessanten Locations. Das Nordlicht ist „nur“ ein Teil des Fotos und sollte nicht das einzige Motiv sein. Am Ende wirkt es nur in Kombination mit einer interessanten Bergformation im Hintergrund oder einem Strand im Vordergrund.
  4. Nimm die Nordlichtvorhersagen nicht zu ernst. Es gibt mittlerweile zahllose Smartphone-Apps für die Vorhersage von Nordlichtern. Auch wenn die Vorhersagen relativ zuverlässig sind, solltest du dich nicht ausschließlich auf die Apps verlassen. Verstehe die Vorhersage immer als Tendenz. Letztlich bleibt das Nordlicht ein Naturschauspiel. Es schadet nicht, trotz vermeintlich schlechter Vorhersage vor die Tür zu treten oder loszufahren. Gute Erfahrungen habe ich mit der App NorthernEye gemacht.
  5. Wichtiger als die Nordlichtvorhersage ist eine gute Wettervorhersage. Was nützt dir die beste Vorhersage, wenn der Himmel über dir bedeckt ist. Es ist daher wichtig zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Eine der besten Wetter-Apps ist meiner Meinung nach yr.no, die in Zusammenarbeit mit dem norwegischen meteorologischen Institut entwickelt wurde. Interessant für die Beobachtung von Nordlichtern ist hier vor allem die Simulation der Wolken und der Bedeckung.
  6. Verwende ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv. Für eine ansprechende Komposition von Himmel und Vordergrund benötigst du einen möglichst großen Blickwinkel. Hierfür eignen sich Weitwinkelobjektive zwischen 14 und 20mm Brennweite (auf Vollformat gerechnet). Um möglichst viel Licht auf den Kamerasensor zu bringen, empfehle ich ein lichtstarkes Objektiv mit einer Blende von f/2,8 oder darunter. Ideal ist eine Blende von f/1,8 oder sogar f/1,4.
  7. Fotografiere im RAW-Format, damit du für die Nachbearbeitung die bestmögliche Ausgangsbasis an Bildinformationen hast.
  8. Verwende die manuellen Einstellungen deiner Kamera. Wer im Automatik-Modus fotografiert, wird am Ende wenig Freude an seinen Fotos haben. Fokus, Blende, Verschlusszeit und ISO solltest du manuell einstellen. Als Ausgangswerte eignen sich z.B. folgende Einstellungen: ISO 1600, 2.8er Blende, 15s Verschlusszeit. Je nach Mondphase und Helligkeit kannst du die einzelnen Einstellungen variieren. Fokussiere nicht auf das Nordlicht sondern auf den Hintergrund.
  9. Vermeide unnötige Lichtquellen. Gerade wenn du an einem Spot nicht alleine bist, solltest du diesen Tipp unbedingt beherzigen. Nichts ist schlimmer als wenn jeder seine Taschen- oder Stirnlampe rausholt, um die Knöpfe seiner Kamera zu beleuchten.
  10. Konzentriere dich nicht nur aufs Fotografieren sondern genieße das Nordlicht in seiner vollen Pracht auch außerhalb des Kamerasuchers.

Norwegen, 2019

Polarlicht auf Kvaløya
Nikon D750 + Irix 15mm f/2.4 @ 15mm, ISO 1600, 3s, f/2.8

Noch mehr Tipps für Nordnorwegen

Welche Region bietet was?

Für eine Fotoreise eignen sich verschiedene Städte als Ausgangspunkt. Während Bodø und Narvik als Sprungbrett auf die Lofoten gesehen werden können, ist Alta gerade für Nordlichtbegeisterte die erste Wahl. Außerdem ist von dort aus das Nordkapp in Reichweite. Tromsø hingegen bietet durch seine Lage zwischen dem Nordpolarmeer und den Lyngenalpen etwas mehr Abwechslung und Flexibilität. Die vielen Inseln, Fjorde und steilen Berge bieten gerade im Winter eine spektakuläre Kulisse, sodass die Wahl der Region eher eine persönliche Entscheidung ist.

Verkehrsanbindung

Nordnorwegen ist trotz seiner abgeschiedenen Lage gut an das norwegische Verkehrsnetz angebunden. Von Oslo aus gibt es täglich mehrere Flüge nach Bodø, Narvik, Tromsø oder Alta. Jede dieser Städte bietet eine hervorragende Infrastruktur.

Auch wenn gerade in Tromsø der öffentliche Nahverkehr vorbildlich ist, empfehle ich ausdrücklich, einen Mietwagen zu buchen. Gerade für die individuelle Fotoreise ist die Flexibilität bzgl. Wetter, Location und Tageszeit von unschätzbarem Wert. Vermietstationen gibt es in allen genannten Städten und die Straßen lassen sich auch im Winter meist gut befahren. Die Straßen sind im Winter (auch außerorts) gut geräumt. Trotzdem sind Winterreifen mit Spikes Pflicht, da der Schnee auf den Straßen lediglich an den Straßenrand geschoben wird. Zurück bleibt eine festgefahrene Schneedecke, die nicht selten zu Eis geworden ist. Gestreut wird äußerst selten.

Norwegen, 2019

Blick vom Storstein auf das abendliche Tromsø
Nikon D750 + Irix 15mm f/2.4 @ 15mm, ISO 100, 2.5s, f/11.0

Nordnorwegen, Norwegen, Winter, Fotografie, Tromsö

Eismeerkathedrale in Tromsø
Nikon D750 + Tamron 70-300mm f/4-5.6 @ 175mm, ISO 400, 1.3s, f/7.1

Und wie wird das Wetter?

Nun ja, Norwegen ist nicht gerade bekannt für ausgedehnte Schönwetterperioden. Das gilt im Sommer wie im Winter und natürlich auch für den hohen Norden. Grundsätzlich ist das Wetter in Nordnorwegen, gerade in den Küstenregionen, eher stürmisch und unbeständig. Wo eben noch die Sonne geschienen hat, kann wenig später schon der nächste Schneesturm durchziehen. Während an der Küste meist etwas mildere Temperaturen herrschen, können die Temperaturen im Landesinneren z.B. in Richtung finnischer und schwedischer Grenze nicht selten unter -25 °C fallen. Im Landesinneren kann eher mit beständigerem aber eben auch deutlich kälterem Wetter gerechnet werden.

Nordnorwegen, Norwegen, Winter, Fotografie

Blick auf Skjellvika
Nikon D750 + Tamron 15-30mm f/2.8 @ 30mm, ISO 400, 1/125s, f/7.1

Was du noch wissen musst

  1. Buche deinen Flug rechtzeitig. Günstige Verbindungen nach Tromsø sind schnell ausgebucht.
  2. Suche dir eine Unterkunft, die möglichst zentral in deinem Zielgebiet liegt. Tromsø ist als Ausgangspunkt hervorragend geeignet.
  3. Buche einen Mietwagen, um Tag und Nacht flexibel zu sein und die Gegend zu erkunden.
  4. Besorge dir gute Kleidung, die dich vor Kälte, Wind und Schnee schützt.
  5. Verwende ggf. Spikes für deine Schuhe. Viele Straßen und Wege sind oft stark vereist. Es wäre ärgerlich wenn Knochen oder Kamera zu Bruch gingen.

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