Den Mond fotografieren – Einstieg in die Astrofotografie

Den Mond zu fotografieren eignet sich ideal für den Einstieg in die Astrofotografie. Am Beispiel des Mondes lassen sich die grundlegenden Aspekte der Astrofotografie (z.B. Ort und Zeit, Motivwahl, Lichtverschmutzung, Kamerabedienung) leicht erlernen.

Auch wenn der Mond auf den ersten Blick nicht so spektakulär wirkt, bietet er viel Potential für beeindruckende Fotos und läd zu einer fotografischen Reise ein.

In diesem Artikel gehen wir auf die benötigte Ausrüstung sowie wichtige Kameraeinstellungen ein und geben Tipps für die Nachbearbeitung. Weiterhin beschäftigen wir uns mit der Aufnahmeplanung und der Motivwahl. Spezielle Ereignisse wie Mondfinsternis, Supermond und Blutmond behandeln wir in diesem Artikel nur am Rande.

Mond fotografieren, Astrofotografie

Vollmond
Nikon D7000 + Tamron 70-300mm f/4-5.6 @ 300mm, ISO 100, 1/160s, f/11.0

Den Mond fotografieren – Vorüberlegungen

Um in die Astrofotografie einzusteigen und später beeindruckende Aufnahmen des Mondes oder des Sternenhimmels zu machen, bedarf es zunächst einiger Vorüberlegungen. Der Großteil der folgenden Aspekte gilt nicht nur für die Mondfotografie im Speziellen sondern auch für die Astrofotografie im Allgemeinen.

  • Motivwahl: Die Wahl des Bildausschnitts ist auch in der Astrofotografie von besonderer Bedeutung. Überlege dir vorher, wie du den Mond fotografieren möchtest. Daraus ergeben sich Kameraausrüstung und Kameraeinstellungen. Möchtest du eine Nahaufnahme des Mondes erstellen oder diesen eher in eine Landschaftsaufnahme integrieren?
  • Mondphase: Überlege dir, zu welcher Mondphase du den Mond fotografieren möchtest. Jede Phase bietet unterschiedliche Möglichkeiten und Stimmungen. Für die Mondfotografie sind bis auf Neumond alle Phasen interessant.
  • Planung: Neben der Motivwahl ist die richtige Planung der Aufnahme von äußerst wichtiger Bedeutung. Besonders wenn es um seltene Ereignisse wie eine Mondfinsternis oder einen Blut- oder Supermond geht. Zu ärgerlich, wenn du zur falschen Zeit am richtigen Ort stehst. Um diesen Ärger zu vermeiden, gibt es Hilfsmittel in Form von Smartphone-Apps, mit denen du diese Ereignisse auf die Minute genau vorausberechnen und damit dein Zielfoto planen kannst.
  • Kameraausrüstung: Die Wahl der Kameraausrüstung ist für die Astrofotografie von besonderer Bedeutung. In kaum einem anderen Bereich der digitalen Fotografie ist die Kameratechnik für die Qualität der Bilder so maßgeblich verantwortlich.
  • Kamerabedienung: Neben der richtigen Kameraausrüstung ist deren Bedienung Grundvoraussetzung für erfolgreiche Astroaufnahmen. In der Astrofotografie musst du deine Kamera in der Dunkelheit ohne zusätzliches Licht bedienen können. Lerne daher unbedingt, deine Kamera blind zu bedienen.
  • Nachbearbeitung: Nimm dir Zeit für die Nachbearbeitung. In der Mondfotografie gibt es Techniken (z.B. Stacking), die über die normale Nachbearbeitung von Landschaftsaufnahmen hinausgehen.

Wissenswertes über den Mond

Der Mond ist für uns der wohl interessanteste Himmelskörper. Dies liegt vor allem daran, dass er nicht nur der dichteste Himmelskörper ist, sondern das Leben auf der Erde auch direkt beeinflusst (z.B. durch die Gezeiten).

Die Entfernung zwischen Erde und Mond beträgt 384.400km. Dies entspricht in etwa 30 Erddurchmessern. Der Durchmesser des Mondes beträgt 3450km.

Die Oberflächentemperatur auf der Tag- und der Nachtseite variiert stark. Bei voller Sonneneinstrahlung können Temperaturen von bis zu 127°C erreicht werden. In der Nacht hingegen kann die Temperatur auf -173°C fallen. Ursache hierfür ist die verhältnismäßig langsame Rotation und die fehlende Atmonsphäre.

Der Mond benötigt rund 29 Erdtage, um die Erde einmal zu umrunden. Hieraus wurde ursprünglich auch die Länge eines Kalendermonats abgeleitet. Der Monat im weltweit verbreiteten Gregorianischen Kalender hat außer dem Namen Monat nichts mehr mit dem Mondzyklus zu tun. Ein Monat dauert hier mit einer durchschnittlichen Länge von rund 30,5 Tagen gut einen Tag länger als die Umlaufzeit des Mondes.

Neil Armstrong, betrat am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond. Seine Worte „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen… ein… riesiger Sprung für die Menschheit.“ wurden weltberühmt.

Quelle: NASA

Motivwahl und Komposition

Der Mond kann in sehr unterschiedlicher Weise Teil deiner Bildkomposition sein. Wer den Mond fotografieren möchte, hat zunächst vermutlich das Bild einer Großaufnahme im Kopf. Solch ein Portrait kann die Kraterlandschaft des Erdtrabanten eindrucksvoll zeigen und ist sicher die prominenteste Art und Weise, den Mond zu fotografieren. Es bieten sich aber weitaus mehr Möglichkeiten.

Tipp 1: Überlege dir, wie du den Mond in Szene setzen möchtest.

Den Mond bei Tageslicht fotografieren

Die einfachste Möglichkeit ist es, den Mond bei Tageslicht zu fotografieren. Hierfür ist weder eine besondere Kameraausrüstung erforderlich, noch sind besondere Kameraeinstellungen zu beachten. Da der Mond und seine Umgebung in etwa dieselbe Helligkeit haben, gelten dieselben Regeln wie für eine normale Landschaftsaufnahme.

Tipp 2: Bei der Verwendung eines Weitwinkelobjektivs wirst du überrascht sein, wie klein der Mond auf dem Bild erscheint. Berücksichtige dies bei der Wahl deiner Komposition.

Mit einem Weitwinkelobjektiv bei 15mm Brennweite erscheint der Mond sehr klein
Nikon D750 + Tamron 15-30mm f/2.8 @ 15mm, ISO 400, 1/125s, f/7.1

Den Mond in der Dämmerung fotografieren

Etwas komplizierter wird es, wenn du den Mond in der Dämmerung fotografieren möchtest. Stellst du deine Belichtung auf den Mond ein, wird dieser zwar korrekt belichtet, die umgebene Landschaft ist dann aber meist unterbelichtet. Belichtest du hingegen auf die Landschaft, ist der Mond überbelichtet und erscheint als weißer Fleck ohne erkennbare Strukturen.

Schweden, 2016

Mond zur Blauen Stunde
Nikon D7000 + Sigma 18-35 mm f/1.8 @ 22mm, ISO 100, 0,4s, f/8

Die Lösung besteht darin, mindestens zwei Aufnahmen zu machen. Eine Aufnahme, die den Mond korrekt belichtet und eine zweite, in der die Landschaft korrekt belichtet ist. Wir empfehlen, hierfür ein Stativ zu verwenden, damit die Bildausschnitte identisch sind. Beide Aufnahmen können in der Nachbearbeitung z.B. mit Lightroom oder Photoshop zu einer einzigen Aufnahme kombiniert werden. Sowohl der Mond als auch die Landschaft sind dann korrekt belichtet.

Mond fotografieren, Blaue Stunde

Untergehender Mond zur Blauen Stunde
Nikon D750 + Nikkor 50mm f/1.8 @ 50mm, ISO 800, 1/125s, f/3,5

Den Mond am Nachthimmel fotografieren

Den Mond am Nachthimmel zu fotografieren macht wenig Sinn. Für die Milchstraßenfotografie ist der Mond eher störend, da er die meisten Sterne überstrahlt.

Den Mond als Großaufnahme fotografieren

Den Mond als Großaufnahme (Portrait) zu fotografieren ist das wohl prominenteste Motiv. Je größer du den Mond abbilden möchtest desto mehr Augenmerk musst du auf die Kameraausrüstung legen. Wir können dich an dieser Stelle aber beruhigen. Du benötigst keine teure High-End-Ausrüstung, um eindrucksvolle Großaufnahmen des Mondes zu machen. Viel wichtiger sind die Faktoren Wetter und Dunkelheit. Versuche nach Möglichkeit einen wirklich dunklen Ort zu finden, an dem sowohl Licht- als auch Luftverschmutzung gering sind. Staub, Rauch und Feuchtigkeit in der Luft stören die Qualität der Aufnahme und reduzieren die Sichtbarket der Mondstrukturen.

Weiterhin wirst du merken, dass sich der Mond schnell aus dem Sucherbereich bewegt. Je länger die Brennweite, desto stärker ist dieser Effekt zu beobachten. Falls du den Mond über einen längeren Zeitraum portraitieren möchtest, wirst du deinen Bildausschnitt immer wieder anpassen müssen.

Welche Mondphase eignet sich für welchen Zweck?

Je nach dem wie du den Nachthimmel fotografieren möchtest, musst du dich mit den Mondphasen beschäftigen. Ein vollständiger Mondphasenzyklus beginnt mit dem Neumond. Von einem Neumond zum nächsten dauert es durchschnittlich 29,5 Tage. Grundsätzlich werden die Phasen Neumond, zunehmender Mond, Vollmond und abnehmender Mond unterschieden. Jede Mondphase bietet andere Möglichkeiten und Randbedingungen für die Astrofotografie bzw. die Mondfotografie.

Tipp 3: Überlege dir, welche Mondphase für dein Zielfoto geeignet ist.

Neumond

Während der Neumond sowie die Tage rund um den Neumond für die Mondfotografie ungeeignet sind, eignen sich diese ideal für Aufnahmen der Milchstraße oder für Astrolandschaftsaufnahmen mit kontrastreichem Sternenhimmel. Wer schon mal in einer Neumondnacht an einem Ort mit wenig Lichtverschmutzung unterwegs war, weiß wie dunkel eine mondlose Nacht sein kann.

Zunehmender Mond

Der zunehmende Mond ist für die Mondfotografie am interessantesten. Insbesondere die Mondkrater lassen sich an der Grenze zwischen dem hellen und dem dunklen Teil des Mondes (Tag-Nacht-Grenze) besonders plastisch und eindrucksvoll erkennen. Erwähnenswert und fotografisch interessant ist in dieser Phase der sog. „Goldene Henkel“. Etwa 10 Tage nach Neumond (9 Tage und 18 Stunden) sieht man von der Erde aus für wenige Stunden einen kleinen hellen Bogen, der noch in die unbeleuchtete Nachtseite des Mondes hineinragt. Hervorgerufen wird dieser Effekt durch das Spiel von Licht und Schatten an der Tag-Nacht-Grenze. Während sich das Tal des Regenbogengebirges zu diesem Zeitraum noch im Schatten befindet, werden die Gipfel des Juragebirges schon von der Sonne beleuchtet. Die optisch an einen kleinen Henkel erinnernde Form ist mit dem Fernglas oder einer Kamera mit entsprechendem Teleobjektiv relativ einfach zu beobachten.

Goldener Henkel am 14. Mai 2019
Nikon D750 + Tamron 70-300mm f/4-5.6 @ 300mm, ISO 200, 1/200s, f/8.0

Vollmond

Falls du den Mond zum ersten Mal in Großaufnahme fotografieren möchtest, solltest du dies bei Vollmond machen. Auf diese Weise kannst du einiges über die Vorbereitung und die Kameraeinstellungen lernen. Beides ist für spätere Aufnahmen sehr hilfreich.

Außerdem eignen sich die Tage rund um den Vollmond für interessante Landschaftsaufnahmen bei denen der Mond als natürliche „Lichtquelle“ genutzt werden kann. Auf diese Weise können sehr interessante Bilder entstehen, die eine gut ausgeleuchtete Landschaft unter einem Sternenhimmel zeigen. Hier lohnt es sich mit der Position des Mondes zu experimentieren, um unterschiedliche Lichtstimmungen zu erhalten. Hiefür verwendest du am besten ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv.

Bei Vollmond erstrahlt die Landschaft wie bei Tageslicht
Nikon D7000 + Sigma 18-35mm f/1.8 @ 18mm, ISO 640, 22s, f/2.2

Abnehmender Mond

Ein besonderes Augenmerk sollte auch hier wieder auf die Tag-Nacht-Grenze gelegt werden, da es hier besonders viel zu entdecken gibt. Durch das Spiel aus Licht und Schatten sind jeden Tag neue Krater und Gebirge auszumachen und zu bestaunen. Es lohnt sich, den Mond mehrere Tage in Folge zu fotografieren und die Unterschiede von Tag zu Tag einmal zu vergleichen. Auch diese Phase eignet sich, um den Mond in Großaufnahme zu fotografieren.

Planung ist alles!

Ohne Planung wirst du in der Astrophotografie wenig Spaß und Erfolg haben. Natürlich kannst du an einem beliebigen Tag abends vor die Tür treten und den Sternenhimmel fotografieren. Du wirst jedoch schnell frustriert und von den Ergebnissen enttäuscht sein. Entweder stehen Mond oder Milchstraße ungünstig am Himmel oder du bist zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder das Wetter passt einfach nicht. Besonders ärgerlich ist dies bei seltenen Ereignissen (z.B. Sonnen- und Mondfinsternis, Blutmond, Supermond, Sternschnuppenschauer). In der Astrofotografie ist eine gründliche Planung des Zielfotos wichtigste Voraussetzung.

Die gute Nachricht lautet: Ein Großteil der astronomischen Ereignisse lässt sich mit den entsprechenden Werkzeugen (z.B. Smartphone-Apps) für jeden beliebigen Standort auf die Minute genau vorausberechnen und simulieren. Das ist wirklich sehr hilfreich.

Die realistische Nachricht lautet jedoch: Den idealen Standort für dein Zielfoto zu finden bleibt zeitintensiv und bedarf meist guter Ortskenntnisse. Dennoch sind derartige Simulations-Tools unerlässlich und vereinfachen die Planung enorm. Hier solltest du schon tagsüber immer einen Blick dafür haben, was sich als Setting für ein Nachtfoto lohnen könnte.

Bei der Mondfotografie gestaltet sich die Planung etwas weniger kompliziert. Zumindest, wenn von speziellen Ereignissen (z.B. Mondfinsternis) abgesehen wird. Ein Mindestmaß an Planung sollte jedoch auch hier erfolgen. Wetter und Mondphase lassen sich mit geringem Aufwand vorhersagen. Dass auch die Planung in der Mondfotografie kompliziert werden kann, wird deutlich, wenn sich der Mond für dein Zielfoto an einer bestimmten Position am Himmel befinden soll.

Hilfreiche Apps und Software

Folgende Apps verwenden wir seit einigen Jahren und können diese für die Planung von Astroaufnahmen empfehlen:

  • Wetteronline Pro: Übersichtliche und recht genaue App für die Wettervorhersage. Leider fehlen in der App noch immer Angaben über den Taupunkt. Diese sind insbesondere für kühle Sommernächte hilfreich.
  • yr.no: Schlichte aber sehr genaue App des norwegischen Wetterdienstes für die Wettervorhersage in Skandinavien.
  • Lichtverschmutzungskarte: Diese nützliche Karte zeigt die Lichtverschmutzung und hilft beim Finden möglichst dunkler Orte.
  • PhotoPills: Diese App unterstützt unter anderem bei der Planung von Aufnahmen der Milchstraße und anderen astronomischen Ereignissen. Es können Auf- und Untergangszeiten für Sonne und Mond sowie deren Position simuliert werden. Die integrierte Funktion für Augmented-Reality ist sehr komfortable für die Detailplanung vor Ort. Die App ist relativ intuitiv zu bedienen.
  • PlanIt!: Ähnlich wie PhotoPills jedoch mit weiteren Funktionen zur Berechnung astronomischer Objekte (sog. Ephemerien). Die App unterstützt vor allem bei der Planung von Aufnahmen der Milchstraße, Startrails und Sequenzen von Sonne und Mond. Die Bedienung ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.
  • The Photographer’s Ephemeries (TPE): Mit dieser App können die Lichtverhältnisse an einem Ort zu einer bestimmten Zeit simuliert werden. Außerdem kann die Position von Sonne, Mond und Milchstraße für einen beliebigen Standort bestimmt werden. Die App gibt es als kostenlose Variante auch für den PC.
  • Stellarium: Eine Art Planetarium für den PC. Die Simulationssoftware zeigt einen realistischen 3D-Himmel und eignet sich für eine erste Grobplanung am heimischen PC.

Alle Apps sind sowohl für Google Android als auch für Apple iOS verfügbar.

Tipp 4: Plane dein Zielfoto mit dem Mond

Informiere dich über den genauen Stand des Mondes und die aktuelle Mondphase bevor du losziehst und den Mond fotografierst. Plane dein Foto vorab und mache dich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Prüfe den Wetterbericht für die Aufnahmezeit am Aufnahmeort.

Aufgehender Mond zur Blauen Stunde
Nikon D7000 + Tamron 70-300mm f/4-5.6 @ 95mm, ISO 100, 1/6s, f/8.0

Kameraausrüstung

Um den Mond zu portraitieren, sind die Anforderungen an die Kameraausrüstung überschaubar. Smartphones und einfache Kompaktkameras eignen sich jedoch nicht für detailreiche Aufnahmen des Mondes.

Für Großaufnahmen eignet sich fast jede Kamera mit Wechselobjektiv. Ideal ist eine Brennweite von mindestens 300 mm. Gute Objektive für diesen Zweck gibt es von unterschiedlichen Herstellern für wenige hundert Euro.

Da wir uns im Folgenden mit der Großaufnahme des Mondes beschäftigen, betrachten wir die Wahl der Kamera auch nur für diesen Aspekt. Um den Mond in Großaufnahme zu fotografieren, ist keine teure Vollformatkamera erforderlich. Eine Kamera mit APS-C Sensor reicht hierfür völlig aus. Das hat im wesentlichen folgende Gründe:

  1. Für die Großaufnahme des Mondes bewegen wir uns nicht im High-ISO Bereich. D.h. wir sind nicht auf rauscharme Kamerasensoren angewiesen, wie sie in teuren Vollformatkameras verbaut sind.
  2. Natürlich möchten wir den Mond möglichst groß abbilden. Hierfür können wir uns den Crop-Faktor der APS-C Kameras zunutze machen. Der Crop-Faktor ist vom Kamerahersteller abhängig und verlängert die Brennweite ungefähr um den Faktor 1,5. Bei Canon beträgt dieser 1,6. Aus einem 300 mm Tele-Objektiv wird somit ein 450 mm bzw. 480 mm Teleobjektiv. Der Mond erscheint also größer.

In der Astrofotografie fotografieren wir aufgrund von langen Belichtungszeiten oder wie hier bei der Mondfotografie aufgrund der langen Brennweite grundsätzlich von einem Stativ. Ein stabiles Stativ ist daher unverzichtbar. Ideal, aber nicht unbedingt erforderlich, ist ein Fernauslöser, um die Kamera verwacklungsfrei auszulösen. Bei Spiegelreflexkameras (DSLRs) ist die sog. Spiegelvorauslösung eine nützliche aber nicht notwendige Kamerafunktion. Die Spiegelvorauslösung bewirkt, dass der Spiegel wenige Sekunden vor dem Auslösen automatisch hochgeklappt wird. Auf diese Weise werden Erschütterungen vermieden und Verwacklungen minimiert.

Folgende Kameraausrüstung empfehlen wir für eine Großaufnahme (Portrait) des Mondes:

  • DSLR oder DSLM Kamera (vorzugsweise) mit APS-C Sensor
  • Tele-Objektiv mit mindestens 300 mm Brennweite
  • Stativ
  • Fernauslöser (optional)

Kameraeinstellungen

Den Mond in Großaufnahme zu fotografieren ist keine Wissenschaft. Nachdem du die passende Location gefunden hast und du deine Kamera auf dem Stativ montiert und korrekt ausgerichtet hast, geht es jetzt an die Einstellungen der Kamera.

Stelle deine Kamera zuerst in den manuellen Modus. Verfügen Kamera oder Objektiv über einen Bildstabilisator, schalte diesen ebenfalls ab oder deaktiviere ihn.

Tipp 5: Lerne deine Kamera kennen

Nimm dir Zeit, und lerne die Funktionen und Knöpfe deiner Kamera unbedingt vorher kennen! Bei der Astrofotografie musst du mit sehr wenig Licht auskommen. Übe, deine Kamera „blind“ zu bedienen.

RAW-Format

Grundsätzlich solltest du im RAW-Format fotografieren, um möglichst viele Bildinformationen für die Nachbearbeitung zur Verfügung zu haben.

Weißabgleich

Wenn du wie empfohlen im RAW-Format fotografierst, ist die Einstellung des Weißabgleichs unerheblich. Du kannst den korrekten Weißabgleich später in der Nachbearbeitung einstellen. Allerdings solltest du für alle Bilder denselben Weißabgeich verwenden. Deaktiviere also den Automatik-Modus für den Weißabgleich, falls dieser aktiviert ist. Wenn du nicht im RAW-Format fotografierst, stelle den Weißabgleich auf „Tageslicht“ ein.

Blende

Der Mond soll möglichst scharf abgebildet werden. Dies erreichen wir am besten, wenn wir eine mittlere Blende verwenden. Je größer die Blendenzahl, desto kleiner die Blendenöffnung. Idealerweise stellst du eine Blende zwischen f/5,6 und f/11 ein. Die Wahl der Blende ist auch vom verwendeten Objektiv abhängig. Experimentiere ein wenig und entscheide selbst, bei welcher Blende der Mond am schärfsten abgebildet wird.

Wie du mit einem Trick noch schärfere Bilder erreichen kannst, erklären wir weiter unten in der Nachbearbeitung.

Belichtungszeit

Um den Mond zu portraitieren, benötigen wir kurze Belichtungszeiten. Das hat vor allem zwei Gründe:

  1. Der Mond leuchtet so hell, dass dieser schnell überbelichtet werden kann.
  2. Der Mond bewegt sich (insbesondere bei langen Brennweiten) relativ schnell durch den Bildausschnitt. Hier gilt es, Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Wir empfehlen Belichtungszeiten zwischen 1/100 und 1/200 Sekunden.

ISO

Der ISO-Wert steuert die Helligkeit bei gleichbleibender Blende und Belichtungszeit. Aufgrund der enormen Helligkeit des Mondes haben wir ausreichend Licht zur Verfügung. Du kannst einfach den kleinstmöglichen ISO-Wert einstellen, den deine Kamera unterstützt. Normalerweise ist dies ISO 100. Falls du den ISO-Wert an deiner Kamera nicht einstellen kannst, versuche zumindest die automatische ISO-Einstellung zu deaktivieren.

Tipp 6: Den Mond fokussieren

Aktiviere den Live-View-Modus an deiner DSLR und stelle die maximale Vergrößerung ein. Verwende den Autofokus der Kamera, um auf den Mond zu fokussieren. Falls dies nicht funktioniert, bewege den Fokuspunkt an den Rand des Mondes wo der Kontrast am größten ist und versuche erneut zu fokussieren. Ist der Mond korrekt fokussiert, deaktiviere anschließend den Autofokus an der Kamera (und dem Objektiv).

Falls du den Mond auf diese Weise nicht fokussieren kannst, musst du leider manuell fokussieren. Deaktiviere hierzu ebenfalls den Autofokus an der Kamera (und dem Objektiv) und drehe den Fokusring so lange, bis der Mond auf dem Kameradisplay scharf erscheint.

Beende den Live-View-Modus, nachdem der Mond scharf im Display erscheint.

Mache mehrere Testaufnahmen und kontrolliere Schärfe und Belichtung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die folgende Vorgehensweise hat sich für uns in der Vergangenheit bewährt:

  • Stelle sicher, dass die Kameraakkus geladen sind und die Speicherkarten ausreichend Platz haben.
  • Decke den Sucher ab, um unnötiges Streulicht zu vermeiden.
  • Deaktiviere den Bildstabilisator der Kamera und/oder des Objektivs.
  • Deaktiviere (falls vorhanden) den Bildstabilisator.
  • Deaktiviere den automatischen Weißabgleich.
  • Stelle deine Kamera in den manuellen Modus (M-Modus).
  • Aktiviere (falls vorhanden) die Spiegelvorauslösung, um unnötige Vibrationen zu vermeiden.
  • Montiere deine Kamera auf dem Stativ und richte sie entsprechend aus.
  • Wähle eine Blende zwischen f/8 und f/11.
  • Wähle eine Belichtungszeit zwischen 1/100 und 1/200.
  • Wähle einen ISO-Wert von 100 oder kleiner.
  • Fokussiere den Mond und deaktiviere anschließend den Autofokus (siehe Tipp 6).
  • Kontrolliere die Belichtung und passe diese ggf. an.
  • Prüfe den Bildausschnitt erneut. Der Mond ist womöglich „gewandert“.
  • Aktiviere den Selbstauslöser oder verwende einen Fernauslöser, um die Aufnahe zu machen.

Nachbearbeitung

Auch wenn die Ergebnisse direkt aus der Kamera auf den ersten Blick ganz passabel erscheinen, solltest du deine Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeiten. Die grundlegende Nachbearbeitung ist nicht kompliziert und kann in wenigen Schritten durchgeführt werden. Dass sich die Nachbearbeitung durchaus lohnt, zeigen die nachfolgenden Bilder.

Aufnahme direkt aus der Kamera ohne Nachbearbeitung

Nachbearbeitung mit Lightroom

Für die Nachbearbeitung unserer Bilder verwenden wir Lightroom. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung bezieht sich daher auf das Entwickeln-Modul von Lightroom. Natürlich sind die Schritte auch in jedem anderen Bidbearbeitungsprogramm analog nachzuvollziehen. Die Bearbeitung dauert keine 5 Minuten und steigert die Qualität des Endergebnis deutlich.

  • Freistellen: Der erste Schritt sollte immer der Beschnitt bzw. das Freistellen des Mondes sein. Trotz langer Brennweiten ist der Mond im Vergleich zum Bildausschnitt, immer noch relativ klein. Der Bildausschnitt sollte daher verkleinert werden, um den Mond zu „vergrößern“. Aber Vorsicht, bei geringer Kameraauflösung leidet die Bildqualität und das Bild wird schnell pixelig.
  • Weißabgleich und Tonung: Als erste Näherung kann der Weißabgleich auf „Tageslicht“ eingestellt werden. Meist kann aber eine kühlere Farbtemperatur verwendet werden. Die Tonung kann leicht erhöht werden.
  • Kontrast: Der Kontrast sollte zwischen +10 und +20 eingestellt werden.
  • Lichter: Damit die interessante Struktur des Mondes nicht verschwindet, sollten die Lichter nicht stärker als -15 reduziert werden.
  • Tiefen: Was für die Lichter gilt, gilt analog auch für die Tiefen. Werden diese zu stark erhöht, erscheint der Mond schnell „flach“. Der Regler sollte daher nicht weiter als 20 geschoben werden.
  • Weiß: Der Weiß-Regler kann durchaus auf Werte zwischen +20 und +40 geschoben werden, um den Kontrast weiter zu erhöhen.
  • Schwarz: Auch der Schwarz-Regler kann moderat auf Werte zwischen -20 und -30 verschoben werden.
  • Klarheit: Die Klarheit kann zwischen +5 und +15 eingestellt werden.
  • Dunst entfernen: Wahlweise kann der Regler auf einen Wert zwischen +5 und +10 geschoben werden.
  • Schärfen: Um das Bild abschließend noch ein wenig zu schärfen, haben sich folgende Werte bewährt:
    • Betrag: 40
    • Radius: 2,0
    • Details: 50
    • Maskieren: 50
  • Objektivkorrekturen: Hier sollte „Chromatische Abberationen entfernen“ aktiviert werden. Gleiches gilt für „Profilkorrekturen aktivieren“.
  • Kameraprofil: Als Kameraprofil wählen wir „Camera Standard“.

Aufnahme mit anschließender Nachbearbeitung

Stacking – Schärfe erhöhen

Wer mehrere Aufnahmen des Mondes innerhalb kurzer Zeit hintereinander macht wird feststellen, dass diese womöglich unterschiedlich scharf sind. Dieser Effekt tritt auf, wenn die Sicht auf den Mond durch die Erdatmosphäre mal mehr mal weniger gut ist. Diese Luftunruhe bewirkt, dass einige Mondaufnahmen bei gleichen Einstellungen schärfer sind als andere.

Doch wie können wir diesem Effekt begegnen? Die Antwort lautet „Stacking“. Bei dieser Methode werden mittels Software verschiedene Aufnahmen des Mondes übereinandergelegt und zu einem einzigen Bild verrechnet. Das Ergebnis ist ein detailreicheres Bild, das nicht nur an Schärfe gewinnt sondern gleichzeitig an Rauschen verliert. Letzteres ist vor allem für die Fotografie von Astrolandschaften sowie der Milchstraßenfotografie von Bedeutung.

Um Stacking für deine Großaufnahme des Mondes anzuwenden, benötigst du zunächst eine Vielzahl verschiedener Aufnahmen des Mondes. Die Aufnahmen sollten innerhalb weniger Minuten entstanden sind. Mit 50 Aufnahmen erreichst du schon eine sehr gute Ausbeute an scharfen Bildern. Aus diesen Aufnahmen suchst du dir die 10 schärfsten Aufnahmen heraus und bearbeitest diese zunächst rudimentär bzgl. Farbtemperatur, Lichter, Tiefen und Beschnitt. Anschließend exportierst du die Bilder im TIFF-Format und importierst sie in eine Stacking-Software (z.B. RegiStax oder Sequator). Das Verrechnen der einzelnen Bilder übernimmt anschließend die Software. Das auf diese Weise entstandene Ergebnisbild kannst du wieder in Lightroom importieren und abschließend bearbeiten.

Aufnahme nach dem Stacking

Weiterführende Informationen

Wenn du Gefallen an der Astrofotogafie gefunden hast und mehr darüber erfahren möchtest, empfehlen wir dir folgende Fachbücher:

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