Reisen mit Baby

Reisen mit Baby – Ein Erfahrungsbericht aus Neuseeland

Reisen mit Baby? Kann das funktionieren? Wir wollten es wissen und begaben uns in das Abenteuer Elternzeitreise mit Baby. Erfahre in diesem Artikel nützliche Tipps und Hinweise zur Planung einer Fernreise mit Baby. Am Beispiel Neuseeland geben wir dir wertvolle Informationen und Denkanstöße, die dir bei der Entscheidung für eine Reise mit Baby helfen können.

Reisen mit Baby, warum eigentlich?

Als sich unser Familienzuwachs ankündigte, war für uns bald klar: das ist unsere Chance für eine Reise mit Baby ans andere Ende der Welt! Neuseeland lag schon lange auf unserer Bucket List, konnte aber aufgrund der Bindung an die deutschen Schulferien bisher nicht realisiert werden. Nun gab es also endlich eine Möglichkeit und wir stiegen ein in die Planungen. Die Reaktionen von Verwandten, Freunden und Bekannten waren sehr unterschiedlich. Sie reichten von absolutem Unverständnis (Egoismus, ihr schadet dem Kind) über Bewunderung (Dass ihr euch das zutraut, wir hätten nicht den Mut) bis hin zu Ermutigung (Toll, das könnten wir uns auch vorstellen).

Zu allererst bleibt festzustellen: Ja, diese Reise ist ein Stück weit egoistisch! Das Kind bzw. das Baby wird wohl kaum etwas davon haben oder von den Erlebnissen profitieren. Aber ist das schlecht? Schadet es dem Kind? Wir sind überzeugt, dass dies nicht der Fall ist. Was benötigt ein Kind? Vor allem die Zuwendung der Eltern in einem sicheren Umfeld und viel gemeinsame Zeit. Hierfür muss man nicht zwangsläufig zu Hause sein. Warum also nicht diese besondere Zeit auf einer unvergesslichen Reise verbringen? Dies hat gleichzeitig den Vorteil, dass keine alltäglichen Verpflichtungen den Tagesablauf beeinflussen und somit sogar mehr gemeinsame Zeit und Aufmerksamkeit für das neue Familienmitglied zur Verfügung steht.

Dennoch sind natürlich einige Dinge zu beachten, um eine für alle entspannte Reise genießen zu können.

Die Wahl des Reiseziels

Hier mussten wir nicht lange überlegen: Neuseeland als Reiseziel stand schnell fest. Natürlich reizen uns auch viele andere Ziele auf der Südhalbkugel, wie zum Beispiel Namibia oder Südamerika, die für uns ebenfalls zeitlich schwer realisierbar sind. Für das Reisen mit Baby bietet Neuseeland aber den Vorteil, dass dort keine schweren Krankheiten verbreitet und somit auch keine zusätzlichen Impfungen notwendig sind. Außerdem sind die medizinische Versorgung sowie die hygienischen Bedingungen sehr gut und mit denen in Deutschland vergleichbar. An dieser Stelle war uns Sicherheit wichtig.

Neuseeland, Südinsel, Milford Sound

Milford Sound

Der richtige Zeitpunkt

Rein organisatorisch war klar, dass wir die Reise im ersten Lebensjahr machen müssen, da wir nur so die gemeinsame Elternzeit nutzen konnten. Wir haben die fast schon „klassische“ Aufteilung  (12 + 2 Monate) gewählt. Auch preislich war dies eine sehr gute Wahl, da Kinder bis zum zweiten Lebensjahr meist kostenfrei fliegen.

Aufgrund des Südsommers war die Reisezeit für uns auf Novemer bis März beschränkt. Hier kam uns zu Gute, dass unser Sohn im Frühjahr geboren ist und zum Reisezeitpunkt schon etwas älter war. Wir haben uns für Januar bis März entschieden und somit seinen 10. und 11. Lebensmonat genutzt. Für uns eine ideale Reisezeit, da wir uns schon etwas an das Leben zu dritt gewöhnt und eine gewisse Routine entwickelt hatten. Außerdem war der Bewegungsradius noch recht eingeschränkt, was insbesondere die Flüge deutlich erleichtert hat.

Heute mit knapp zwei Jahren wollen wir uns einen Langstreckenflug lieber nicht vorstellen. Dies wird wohl erst in einigen Jahren wieder problemlos möglich sein, wenn Bücher, Spiele, Malsachen und Bordelektronik als Beschäftigung dienen können.

Auch wenn unsere Planungen für diese Reise schon mit Beginn der Schwangerschaft starteten, haben wir mit der Buchung doch gewartet bis unser Sohn einige Monate alt war und wir uns sicher waren, dass wir uns das Reisen mit Baby auch zutrauen.

Fliegen mit Baby

Für uns stellte das Fliegen mit Baby keine große Herausforderung dar und brachte uns eher einige Annehmlichkeiten. Schon bei der Wahl der Fluglinie haben wir neben dem Preis auch auf Service für Kinder und die Flugstrecke geachtet. Unsere Wahl fiel dann auf eine Kombination aus Emirates und Qantas (wie übrigens auch schon vier Jahre zuvor, auf unserer Australienreise). Wie wie wir unsere Flüge finden, kannst du in unserem Artikel Flug buchen – Tipps und Hinweise nachlesen.

Flugstrecke

Bei der Flugstrecke haben wir uns für eine möglichst kurze Verbindung mit wenigen Zwischenstopps entschieden. Aber auch bei optimaler Verbindung dauert eine Reise von Hamburg nach Auckland knapp 30 Stunden. Um die Reise für alle etwas entspannter zu gestalten, haben wir uns auf dem Hinflug für einen dreitägigen Stopover in Singapur und auf dem Rückflug für eine Unterbrechung in Westaustralien entschieden.

Service am Flughafen

An den Flughäfen stehen meist gut ausgestattete Still- und Wickelräume zur Verfügung. Darüberhinaus bieten die meisten Flughäfen kostenfrei Leihbuggys an, die auf den teilweise langen Wegen durch die Terminals genutzt werden können. Da wir unsere Kindertrage (Kraxe) im Handgepäck eingecheckt hatten, war dies für uns nicht notwendig. Auch wenn die Kraxe recht groß uns sperrig ist, war es an keinem Flughafen ein Problem, diese als Handgepäck mit in das Flugzeug zu nehmen. Insgesamt waren die Fluglinien bei der Bemessung des Handgepäcks sehr großzügig.

Auch der Transport von Babynahrung war (meist) kein Problem. Eine vorherige Anfrage bei der Bundespolizei ergab, dass eine für den Flug notwendige Menge nicht unter die Bestimmungen für Flüssigkeiten im Handgepäck fällt. In Hamburg hatten wir dennoch ein etwas skurriles Erlebnis: Zur besonderen Prüfung der Gläschen wurden wir in einen gesonderten Raum gebeten. Das dortige Gerät hat dann tatsächlich einen Sprengstoffalarm ausgelöst! Sofort verschlossen sich die Türen automatisch hinter uns und zwei Beamte der Bundespolizei kamen herbeigeeilt. Als sie mitbekamen, dass es sich nur um Babynahrung handelte, entspannte sich die Situation sofort und nach einem eher oberflächlichen „Verhör“ über unsere Reisepläne und einem Probeessen durften wir mit all unseren Gläschen die Reise antreten. Wir haben daraufhin immer brav unsere Gläschen an den Flughäfen angemeldet. In Australien bekamen wir darauf nur die etwas verständnislose Antwort: „Of cause you have some food with you, since you are travelling with a baby!“

Beim Check-In wurden immer zuerst die „Business Class“-Reisenden sowie Reisende mit Kind aufgerufen. Wir konnten daher überall ganz in Ruhe und ohne jedes Gedränge einsteigen und unser Handgepäck direkt über unseren Plätzen verstauen. Während sich alle anderen in das Flugzeug drängten und ihr Handgepäck in die Fächer stopften, saßen wir schon entspannt auf unseren Plätzen. Ein angenehmes Privileg!

Neuseeland, Nordinsel, Wai-O-Tapu

Wai-O-Tapu: Champagner Pool

Service an Board

Auch wenn Babys ohne Ticket offiziell keinen Anspruch auf einen eigenen Sitzplatz haben, hatten wir dennoch immer ausreichend Platz. In den großen Maschinen auf den Langstrecken bekamen wir automatisch immer die Plätze in der ersten Reihe zugewiesen. Neben einer deutlich erhöhten Beinfreiheit hatten diese außerdem die Möglichkeit ein kleines Babybett (Basinette) an der Wand zu befestigen, in dem der Nachwuchs friedlich schlafen konnte. Lediglich bei Start, Landung und Turbulenzen müssen Babys angeschnallt auf dem Schoß der Eltern sitzen. Meist war es auch kein Problem, dass der großzügige Bereich vor unseren Sitzen als Spiel- und Krabbelfläche genutzt wurde. Dies ist zwar offiziell verboten, wurde aber meist toleriert.

In den kleineren Flugzeugen, die keine Basinettes anbieten, wurden wir auf Nachfrage immer so umgesetzt, dass wir dennoch drei Plätze zur Verfügung hatten. Natürlich ist dies nur möglich, wenn der Flug nicht ausgebucht ist. Unsere Erfahrung ist aber, dass Eltern mit kleinen Kindern auf der Prioritätenliste oft ganz oben stehen.

Insgesamt wurden wir von allen Crews sehr zuvorkommend behandelt und immer mit Babynahrung, Wickelsachen und einer kleinen Babydecke ausgestattet.

Die richtige Unterkunft

Bei der Wahl der Unterkunft standen für uns die Bedürfnisse unseres Kindes im Vordergrund. Klar war uns, dass wir Neuseeland als Roadtrip bereisen wollen, um möglichst viel vom Land zu sehen. Nach einem dreitägigen Aufenthalt in einem Appartement in Auckland, haben wir uns für das Reisen mit Baby im Camper entschieden. Gegenüber einem klassischen Roadtrip mit Mietwagen und festen Unterkünften bietet dies für uns folgende Vorteile:

  1. Gerade für ein kleines Kind ist eine gewisse Kontinuität sehr wichtig. Wir wollten eine gewohnte und einheitliche Umgebung schaffen und unserem Sohn nicht jede Nacht eine neue Umgebung zumuten. Dies hat sich auch tatsächlich als sehr positiv erwiesen. Der Camper wurde schnell zum neuen Revier. Wo wir den Camper dann geparkt haben, war nebensächlich. Erleichtert wurde uns diese Art des Reisens durch die für Camper hervorragende Infrastrutur in Neuseeland.
  2. Für uns hatte das Reisen im Camper den Vorteil, dass wir nicht nach jeder Nacht das Auto und die Koffer wieder packen mussten. Einmal in der Enge organisiert, hatte alles seinen Platz. Dies haben wir schon auf unserer Reise 2012 durch Westkanada sehr genossen, es war aber mit Baby nochviel wichtiger.
  3. Wer uns kennt weiß, dass wir unsere Roadtrips häufig sehr exakt planen. Aber gerade mit Baby sind genaue Pläne manchmal schwer umzusetzen. Die Reise im Camper bot hier maximale Flexibilität, da wir nicht auf (ggf. schon vorgebuchte) feste Unterkünfte angewiesen waren.
Neuseeland, Camper

Unser Camper vor der Kulisse der Südalpen

Nicht verschweigen wollen wir, dass das Reisen mit Baby im Camper auch Einschränkungen mit sich bringt. Aus Kostengründen hatten wir uns für den kleinstmöglichen Camper (VW T5) entschieden, in dem eine Babyschale ordnungsgemäß befestigt werden kann. Dieser verfügt auf der Frontsitzbank über drei Dreipunktgurte, so dass die Babyschale in der Mitte montiert werden kann. Um uns an die Enge und die täglichen Abläufe zu gewöhnen, haben wir eine knappe Woche gebraucht. Insbesondere das tägliche Umbauen zwischen Sitzgruppe mit Tisch und Bett haben wir als sehr anstrengend empfunden. Auch war der Platz zum Krabbeln und Spielen sehr gering. Auf Grund des durchgängig guten Wetters war dies aber nicht so problematisch, da wir uns viel draußen aufhalten konnten. Für vermehrte Regentage hatten wir uns die Option offengehalten, spontan feste Unterkünfte zu buchen.

Unseren Camper haben wir schließlich über den Vermieter Wendekreisen gebucht. Wendekreisen ist ein Familienunternehmen mit Stationen in Auckland und Christchurch, die ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis anbieten. Der Service ist vorbildlich und ohne Einschränkungen zu empfehlen.

Unternehmungen vor Ort

Natürlich schränkt das Reisen mit Baby die eigene Freitzeitgestaltung ein. Extremwanderungen, gemeinsame Tauchtripps o.Ä. sind nicht möglich. Dennoch haben wir auf dieser Reise nichts vermisst. Wir haben, wie auch auf all unseren anderen Reisen, viele Dinge eigenständig erkundet. Zu guter Letzt bleibt immer die Möglichkeit Unternehmungen, die nicht mit Baby vereinbar sind, Einzeln zu machen.

Bay of Islands

Vor Allem bei Wanderungen hat uns die Kraxe beste Dienste geleistet. Mit ihr war auch eine 16 km Wanderung im Abel Tasman NP problemlos möglich. So war es auch kein Problem, dass wir aus Platzgründen auf einen Buggy verzichtet haben.

Für Bootstouren über den Milfordsound und durch die Bay of Islands sowie eine geführte Tour in eine Höhle zu den Glowworms hat sich die Manduca als sehr vorteilhaft erwiesen, da sie deutlich kleiner als die Kraxe ist. Auf Grund des Tragekomforts ist sie für uns aber keine alleinige Alternative zur Kraxe.

Neuseeland, Südinsel, Abel Tasman, Torrent Bay

Abel Tasman NP: Torrent Bay

Fazit

Der Erfolg einer solchen Reise mit Baby ist immer von persönlichen Umständen abhängig: Abenteuerlust der Eltern, ein gewisser Mut sich dies mit (dem ersten) Kind zuzutrauen und natürlich dem Charakter des Kindes.

Für uns war diese Reise ein Highlight und wir würden uns jederzeit wieder so entscheiden. Vielleicht wären wir jetzt bei der Wahl des Urlaubsziels sogar etwas mutiger und könnten uns zum Beispiel auch die südafrikanischen Länder vorstellen.

Unsere Wahl, Neuseeland im Camper zu erkunden, hat sich auch im Nachhinein als absolut richtig erwiesen. Das nächste Mal wählen wir allerdings ein größeres Modell. Unsere kommende Reise wird uns wieder im Camper in Richtung Lappland führen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert