Neuseeland mit dem Camper: Unsere Route

Neuseeland gilt für viele Reisende als das Traumziel und (dank geschickter Werbung) ursprüngliches Naturparadies am anderen Ende der Welt. Es eignet sich ideal für einen individuellen Roadtrip mit dem Camper. Die Erwartungen sind meist hoch und kaum mit dem riesigen Angebot an Attraktionen vor Ort zu vereinbaren.

Neuseeland, 2018

Banks Peninsula: Blick auf Akaroa

Damit der Traum am Ende nicht zur Enttäuschung wird, solltest du vorab deine Prioritäten festlegen und deine Route planen. Dabei sollte dir klar sein, dass es unmöglich ist, in einem Land wie Neuseeland, auf einer einzigen Reise alle Attraktionen zu sehen.

Auch wir waren im Februar 2018 in Neuseeland und haben Nord- und Südinsel mit dem Camper bereist. Unsere Eindrücke und unsere Route beschreiben wir in diesem Artikel.

Wichtige Vorüberlegungen

Hilfreiche Planungstipps für eine Reise nach Neuseeland bzgl. Reisezeit, Dauer, Anreise und Camper haben wir dir bereits in unserem Artikel „Mit dem Camper durch Neuseeland: Eine Planungshilfe“ zusammengestellt.

Neuseeland ist ein großartiges Land mit unzähligen Attraktionen und Möglichkeiten für diverse Outdooraktivitäten. Die Landschaft ist absolut beeindruckend und äußerst vielfältig. Bezogen auf die Landschaft sollte jedoch jedem bewusst sein, dass es in Neuseeland nur wenige Landschaftsformen gibt, die ausschließlich in Neuseeland existieren.

Der Erfolg einer Neuseelandreise hängt daher maßgeblich davon ab, was du auf deinen bisherigen Reisen schon gesehen und erlebt hast. Für den Fall, dass Neuseeland eine der ersten Fernreisen ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen und kannst die folgenden Abschnitte überspringen und gleich zu unserer Reiseroute runterscrollen. Allen anderen empfehlen wir, die folgenden Gedanken zu lesen und für sich zu bewerten.

Highlights sind relativ

Wir beschreiben Neuseeland gern als eine Mischung aus Norwegen und suptropischem Island mit irischem und alpinem Flair. Fest steht jedoch, dass Nord- und Südinsel sich massiv unterscheiden und jede Insel ihre eigenen Reize hat.

Nachfolgend geben wir einige Beispiele für Regionen, die zwar gern als Highlight vermarktet werden, aber nicht einzigartig sind. Hier muss jeder für sich bewerten, was ihm wichtig ist. Highlights sind eben relativ…

  • Milford Sound: Wer schon einmal in Norwegen war und Neuseelands Fjordlands daran misst, wird vermutlich enttäuscht sein. Die Fjorde in Norwegen sind meist dramatischer, enger und die Wasserfarbe kräftiger. Die Wasserfälle entlang des Milford Sound sind zwar beeindruckend und die Tatsache, dass einige Boote auch unter die Wasserfälle fahren, ist äußerst spannend. Aber wegen der Fjorde und der Wasserfälle muss niemand nach Neuseeland reisen.
  • Gletscherwelt: Die Gletscher sind eher mäßig. Wer bereits die Gletscher Islands, Grönlands, Alaskas oder Patagoniens kennt, darf hier nichts vergleichbares erwarten.
  • Südalpen: Ja, die Region hat vieles zu bieten. Aber auch hier sind die Dimensionen deutlich kleiner als das europäische Original.
  • Thermale Region um Rotorua: Die heißen Quellen, Schlammtöpfe und Geysire sind zwar nett arrangiert und gut zugänglich, aber genau das ist auch das Problem. Der natürliche Flair geht durch die errichtete Infrastruktur und die Eintrittsgelder verloren. Auch das hat uns in Island deutlich besser gefallen. Der Lady Knox Geysir wird jeden Morgen gegen 10:00 Uhr mit etwas Spülmittel durch das Personal zum Leben erweckt.
  • Bay of Islands: Eine schöne Region mit vielen kleinen Inseln und Stränden, die sich ideal mit dem Boot erkunden lässt. Ähnliche Regionen gibt es aber auch in der Karibik oder Südostasien.
Neuseeland, 2018

Milford Sound

Unsere Highlights – Was uns wirklich gefallen hat

Doch was hat uns nach so viel Kritik denn nun gefallen? Was hat uns beeindruckt? Was hat uns bewegt? Nachdem wir oben einzelne Highlights kritisch betrachtet haben, wollen wir dir unsere Highlights nicht vorenthalten und geben dir nachfolgend ein paar Tipps. Impressionen von unserer Reise findest du auch in unseren Bildergalerien.

Auf der Nordinsel

Die Nordinsel ist nicht nur stärker besiedelt als die Südinsel sondern auch stärker besucht. Charakteristisch für die Nordinsel sind hauptsächlich die geothermalen Regionen (Vulkane, Geysire, heiße Quellen), kulturelle Maori-Stätten, subtropische Küstenregionen, alte Kauriwälder und die einsamen Northlands.

  • Tongariro Crossing: Die Wanderung zum Red Crater und den Emerald Lakes gilt als eine der beliebtesten Wanderungen Neuseelands und ist tatsächlich ein Muss. An einigen Tagen können es bis zu 3000 Besucher sein, die den insgesamt knapp 20 Kilometer langen Weg bestreiten. Dennoch war diese Wanderung ein Highlight. Die Querung der vulkanischen Mondlandschaft zwischen Mt. Tongariro und Mt. Ngauruhoe, der Blick in den Red Crater sowie auf die Emerald Lakes sind so beeindruckend, dass die Menschenmengen schnell vergessen sind.
  • Coromandel: Vor den Toren Aucklands liegt die Coromandel Halbinsel, die vielen Hauptstädtern als Ziel für einen Wochenendtrip dient. Bewegt man sich etwas abseits der Touristenroute, warten einsame Strände und Buchten sowie Kauriwälder mit versteckten Wasserfällen. Auch hier gilt aber für uns – abseits der Haupttouristenattraktionen war es schöner. Den Hot Water Beach haben wir bewusst gemieden und die Cathedral Cove war leider so überfüllt, dass wir es kaum genießen konnten und das obwohl das Wetter eher stürmisch und nicht das beste war.
  • Bay of Islands: Ein Meer aus vielen Inseln und malerischen Buchten läd zum Verweilen ein. Am besten lässt sich die traumhafte Inselwelt mit dem Boot erkunden.
Neuseeland, 2018

Tongariro Crossing

Auf der Südinsel

Die Südinsel gilt als die Ruhigere der beiden Inseln. Hier herrscht meist kühleres und regnerisches Wetter. Besonders der südliche Teil kann rauh und ungemütlich werden, während der Norden der Insel eher subtropisch geprägt ist.

  • Catlins: Die Region im Südosten der Südinsel zwischen Balclutha und Invercargill hat uns äußerst gut gefallen. Die meist zerklüftete Küstenlandschaft ist touristisch noch recht unerschlossen und bietet viele einsame Buchten und Strände. Das Hinterland besticht durch gemäßigten Regenwald. Insbesondere für Tierbeobachtungen (Delfine und Seelöwen) eignet sich die Region ausgezeichnet.
  • Te Anau Glowworm Caves: Weniger bekannt und damit nicht so stark frequentiert wie die Waitomo Höhlen auf der Nordinsel bieten die Höhlen nahe Te Anau eine lohnenswerte Alternative.
  • Milford Sound: Wer den Touristenmassen entfliehen möchte, bucht einfach die Abendtour (letzte Tour). Da sind die Farben sowieso viel schöner.
  • Crown Range Road: Eine lohnenswerte Alternative, um von Queenstown nach Wanaka zu gelangen. Die wenig befahrene Straße schlängelt sich in vielen Serpentinen durch eine atemberaubende Landschaft mit wunderschönen Ausblicken und Farbspielen.
  • Sternenhimmel: Der Sternenhimmel ist absolut beeindruckend. Aufgrund der Abgeschiedenheit Neuseelands zählt der Sternenhimmel auf der Südinsel Neuseelands zu einem der deutlichsten und klarsten weltweit. Besonders gut kann der Sternenhimmel zwischen Lake Pukaki und Lake Tekapo beobachtet werden.
  • Westcoast: Die Strecke entlang der Westcoast zwischen Greymouth und Charleston hat uns immer wieder gefesselt. Ein toller Küstenabschnitt mit einsamen Stränden und Buchten und fotogenen Felsformationen entlang der Küste. Hinter nahezu jeder Kurve wartet ein neuer Ausblick.
  • Abel Tasman Nationalpark: Der kleinste Nationalpark Neuseelands eignet sich ideal für ausgedehnte Wanderungen (Tages- oder Mehrtageswanderungen). Es gibt vor Ort die Möglichkeit, sich mit dem Wassertaxi in eine der vielen Buchten fahren zu lassen. Ein tolles Erlebnis in großartiger Natur.
Neuseeland, 2018

Abel Tasman NP: Torrent Bay

Unsere Route

In unsere Route sind viele der oben genannten Aspekte eingeflossen, allerdings haben wir auch einige „Highlights“ besucht, die wir bei einem nächsten Mal nicht noch einmal besuchen würden. Andere sicherlich auch sehr spannende Regionen mussten wir aus Zeitgründen auslassen. Sie stehen auf unserer „Must See“-Liste für einen nächsten Neuseelandurlaub.

Die nachfolgende Karte enthält neben unserer Hauptroute auch ein Großteil der Übernachtungsplätze, die wir auf unserer Tour genutzt haben. Eine genauere Beschreibung zu unseren schönsten Campingplätzen findest du in unserem Artikel „Unsere schönsten Übernachtungsplätze in Neuseeland“.

Für die fotografisch interessierten haben wir Fotospots rausgesucht, die nach unserer Meinung Potential für lohnenswerte Motive ergeben. Die exakten Positionen geben wir natürlich nicht Preis, die musst du schon selbst erkunden…

Die Route ist für eine Reisezeit von rund 5 Wochen inklusive ein paar Tage in Auckland ausgelegt. Alle Strecken und Plätze können problemlos mit einem Camper (Größe VW Bulli) befahren werden. Wer selbst nicht mehr viel planen möchte, kann die Route quasi einfach nachfahren. Start war für uns Christchurch. Geendet haben wir in Auckland.

Weitere Tipps und Hinweise zur Planung deiner Neuseelandreise haben wir in unserem Artikel „Mit dem Camper durch Neuseeland: Eine Planungshilfe“ zusammengestellt.

Würden wir wieder nach Neuseeland reisen?

Diese Frage wurde uns oft gestellt. Und diese Frage haben wir uns selbst oft gestellt. Es hat einige Zeit gedauert bis wir diese Frage beantworten konnten. Grund für das Zögern waren hauptsächlich die hohen Besucherzahlen. Neuseeland boomt momentan als Fernreiseziel und wir mussten uns mächtig anstrengen, unser Neuseeland zu finden.

Viele der vermeintlich schönsten Orte sind vom Massentourismus geprägt und für uns daher nur bedingt interessant. Die seit einigen Jahren stark zunehmenden Besucherzahlen haben dem Gesicht des Landes an vielen Stellen geschadet und ließen deren Authentizität verblassen. Die traurigen Bilder überfüllter und zugemüllter freier Stellplätze haben wir leider immer noch in unseren Köpfen. Wir befürworten daher ausdrücklich die Einführung der Umwelt- und Touristensteuer (International Visitor Conservation and Tourism Levy), die seit Juli 2019 von jedem gezahlt werden muss, der nach Neuseeland einreist. Der Erlös kommt in erster Linie dem Schutz der Umwelt zugute.

Dennoch bleibt Neuseeland für uns ein großartiges Reiseziel mit beeindruckender Landschaft und sehr freundlichen Menschen. Für uns steht daher fest: Ja, wir würden wiederkommen und Neuseeland wieder mit dem Camper bereisen. Nach unserem Geschmack ist es einfach die beste Variante, das Land individuell zu erkunden.

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